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Gemeinsam dem Kiebitz helfen

20. 04. 2021

Am Donnerstagvormittag begrüßte der Vorsitzende vom Bund Naturschutz in Bayern Kreisgruppe Dingolfing-Landau und Initiator des Projekts Franz Meindl Gäste in den Fluren im Ettlingermoos, beim „Hans-Ristl-Gedenkstein“. Gekommen waren Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN Bayern, Friedhelm Dickow, BBV-Kreisobmann Dingolfing-Landau und Bürgermeister Franz Aster. „Schön, dass ihr euch Zeit genommen habt und dass wir uns in einem der wichtigsten Brutgebiete Bayerns treffen können“.

Die Zahlen sprechen für sich: In ganz Bayern geht man von 2 500 Kiebitz-Brutpaaren aus (Erfassung 2015). Die Bestände der Wiesenbrüter sind stark rückläufig. Deutschlandweit und bayernweit nahmen die Bestände in den letzten zwei Jahrzehnten um 80 Prozent ab. Der Kiebitz steht deswegen auf der bayerischen „Roten Liste“ in der Kategorie 2 – stark gefährdet. Anderen Wiesenbrütern geht es genauso.

Franz Meindl blickte kurz zurück. „Dass wir hier so genau über den Kiebitz Bescheid wissen, ist das Ergebnis mehrerer Jahre intensiver ehrenamtlicher Arbeit der Naturschützer. Mit unseren Partnern haben wir gute Vorarbeit geleistet.“ So rief im Jahr 2018 rief der Bund Naturschutz mit einem Plakat die Bevölkerung auf, Kiebitz-Brutplätze zu erfassen. In über 80 Sichtungen wurden dann von den Spezialisten vor Ort die Zahl der Eier und des erfolgreichen Nachwuchses vor Ort kontrolliert und erfasst. 2018 zählte man 774 Brutreviere, im Frühling 2020 nur noch 676, das ist ein Rückgang von 12 Prozent innerhalb zwei Jahren. „Da war uns klar, wir müssen etwas tun, das Kiebitzschutzprojekt war geboren“. Ein Drittel aller bayerischen Kiebitze nutzt das Königsauer Moos, das Wallersdorfer Moos und die umliegenden Gebiete als Brut- und Rastgebiet. Der Landkreis Dingolfing-Landau ist der einzige Landkreis mit einer kompletten Erfassung aller Kiebitz-Brutplätze. „Jetzt muss sich der Freistaat Bayern einbringen, wir haben deswegen Vorschläge für ein mehrjähriges Forschungsprojekt ausgearbeitet“.

Eine weitere Erkenntnis aus den Kartierungen bestätigt eine Entwicklung auch in anderen Kiebitz-Gebieten. Die Kiebitze brüten mangels Lebensraum infolge des immensen Verlustes an Grünland inzwischen vor allem in den Äckern zwischen den Ackerschollen oder in den Winterbrachen. Hier kommt es zum Konflikt mit der Bodenbearbeitung, mit der anstehenden Düngung und Aussaat. Die Küken flüchten bei Gefahr nicht, sondern ducken sich. Die gute Tarnung sorgt dafür, dass Landwirte die meisten Nester schlicht nicht sehen können.

Der Bund Naturschutz im Landkreis Dingolfing-Landau hat in einem bayernweit einzigartigen Bündnis zwischen Naturschützern und Landwirten dann das Projekt “Gemeinsam dem Kiebitz helfen“ ins Leben gerufen, weil der Landkreis eines der bayernweit wichtigsten Brutgebiete für den Kiebitz ist und die Rückgänge in den Beständen alarmierend sind. Aufgrund dieser besonderen Verantwortung arbeitet man nun gemeinsam mit Bauernverband, Landesbund für Vogelschutz, Landschaftspflegeverband und Kommunen an praktischen Lösungsvorschlägen und nimmt jetzt den Freistaat Bayern in die Pflicht.

„Wenn wir ihn hier verlieren, wird es für die Art in ganz Bayern schwierig, am leichtesten schützen wir die Kiebitze da, wo sie bereits vorkommen“ so Richard Mergner. „Nötig ist daher ein besserer Flächenschutz, die Renaturierung der Moore und eine Ökologisierung der Agrarzahlungen. Als Sofortmaßnahme schlagen wir konkrete Schutzmaßnahmen vor, die in einem Forschungsprojekt begleitet werden sollen“.

Die Brutsaison der Kiebitze hat bereits begonnen, die Bewirtschaftung der Flächen allerdings auch. Etwa 90 Prozent der ersten Brut gingen dabei in früheren Jahren verloren – im Landkreis sind das etwa 500 Nester und 2000 Küken. Dieses Jahr werden aber hoffentlich rund 250 Eier mehr erhalten werden als in den Vorjahren, denn die BN-Kreisgruppe hat im Vorfeld des erhofften staatlichen Forschungsprojekts in diesem Jahr schon eigene Bemühungen startet:

16 Landwirte mit 70 Hektar Fläche beteiligen sich an einem kleinen Vorprojekt. Sie bewirtschaften ihre Felder erst ab 1. Mai oder später, so dass die Vögel in Ruhe brüten und ihre Küken großziehen können; mit anderen Landwirten wurde letzte Woche ein Feldversuch zur Direkteinsaat durchgeführt und nachgewiesen, dass diese schonende Ansaatmethode nicht nur dem Boden guttut, sondern auch einen Teil der Nester schont; mit Jägern werden zurzeit Infrarotkameras zum Auffinden von brütenden Kiebitzen, Eiern und Küken getestet; auch laufen derzeit Gespräche mit einem örtliche Maschinenhersteller und einer Software-Entwicklungsfirma wegen technischer Möglichkeiten zum Nest- und Kükenschutz. Kameras mit künstlicher Intelligenz auf der Motorhaube des Traktors sollen künftig die Nester im Feld erkennen und den Landwirt warnen oder die Maschine automatisch anheben. Derzeit ist man dabei möglichst viele Fotos von Kiebitznestern und Küken zu sammeln, um das künstliche Gehirn damit zu füllen. Wenn autonomes Autofahren heutzutage keine großen Schwierigkeiten mehr bereitet, ist das Erkennen von Nestern und Küken bestimmt auch kein unlösbares Problem. Zweitbruten sind bei Kiebitzen nur eine Art Notfallprogramm, wenn die erste Brut ausfällt, sie sind bei weitem nicht so vital, ihre Überlebenschancen sind deutlich niedriger. „Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass die Erstbruten durchkommen, wir müssen die Nester für die 30 Tage Brutzeit schützen und dann die geschlüpften Küken für die nächsten zwei bis drei Wochen“.

„Mit staatlicher Unterstützung könnten wir hier beim Schutz des Kiebitz und der anderen Offenlandarten wie Brachvogel, Rebhuhn oder Schafstelze deutlich vorankommen. Diese Chance müssen wir nutzen“, so Franz Meindl, der als Naturschutzwächter der Unteren Naturschutzbehörde und als Wiesenbrüterbetreuer des Landesamtes für Umweltschutz ausgebildet ist. Alle Kooperationspartner – der BBV-Kreisverband, der Landesbund für Vogelschutz, der Landschaftspflegeverband und der Bund Naturschutz versuchen nun in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde ein großes, mehrjähriges Forschungsprojekt für den Landkreis zu initiieren und haben sich dafür schon an die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gewandt.

Doch es sind noch sehr viele Fragen offen: Können die ersten positiven Erfahrungen, die es mit einer Bewirtschaftungsruhe gibt, bestätigt werden? Mit welchen Fruchtarten könnte eine spätere Ansaat durchgeführt werden? Wir hoch müsste eine finanzielle Entschädigung für die Bauern ausfallen, um eventuelle Ertragseinbußen auszugleichen? Könnten die Maschinen mit Sensoren ausgestattet werden, die die Kiebitzgelege automatisiert aussparen? Neben der fachlichen Unterstützung fordern die Kooperationspartner auch mehr Geld für den Kiebitzschutz im Landkreis. Wegen der bayernweiten Bedeutung sollte der Freistaat die Kosten übernehmen, der Landkreis und Gemeinden deutlich entlastet werden. Es müssten Gelder bereitgestellt werden für eine sinnvolle wissenschaftliche Begleitung des Projekts, für Kartierungen, Monitoring und nicht zuletzt für eine gute Beratung und für Ausgleichszahlungen an die Landwirte.

„Wir wissen, dass wir von Seiten der Landwirtschaft etwas tun können“ so Friedhelm Dickow und lobt Franz Meindl für die gute Zusammenarbeit.

Bürgermeister Franz Aster teilte mit, dass die Gemeinde stolz ist, dass sich die Kiebitze hier wohlfühlen. „Danke dem Bund Naturschutz und seinen ehrenamtlichen Helfern. Die Marktgemeinde hat sich auf die Fahnen geschrieben, dieses Projekt zu unterstützen“. Das Marktoberhaupt stellte auch noch kurz die Erweiterung der bestehenden Auengewässer in Ettling zum Life Natur-Projekt „Flusserlebnis Isar“ vor.

 

Foto: Bürgermeister Franz Aster, BBV-Kreisobmann Dingolfing-Landau Friedhelm Dickow, Landesvorsitzender des BN Bayern Richard Mergner, Vorsitzender vom Bund Naturschutz in Bayern Kreisgruppe Dingolfing-Landau und Initiator des Projekts Franz Meindl, sowie Schriftführer Franz Dick sprachen im Ettlingermoos über das Schutzprojekt im Landkreis Dingolfing-Landau "Gemeinsam dem Kiebitz helfen".

 

 

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